N.I.K.E.-Institut für Kommunikation und Erwachsenenbildung

Lebensmitte

Lebensmitte – was bzw. wann ist das?

Bei den meisten Menschen findet die Phase, die wir Lebensmitte nennen, zwischen dem 38sten und 58sten Lebensjahr statt. Die biologische Lebensmitte liegt statistisch um das 40ste Lebensjahr, mit steigender Tendenz für die jungen und zukünftigen Generationen.

„50 ist das neue 40, 70 ist das neue 50“, heißt es hier und da.

Die berufliche Lebensmitte orientiert sich am Renteneintrittsalter und liegt ebenfalls so um das 40ste Lebensjahr – bei einem Berufseintritt mit dem 25. Lebensjahr.

Doch geht es nicht um die rechnerische Lebensmitte, sondern um das Phänomen der gefühlten Lebensmitte, welches das subjektive Empfinden der Menschen beschreibt: „War’s das jetzt? Was kommt da noch? Worauf soll ich noch warten? Wohin soll die Lebensreise noch gehen?“ Den einen ́erwischt ́ es schon Mitte 40, den anderen erst Mitte 50 – je nach Biografie und Lebenssituation.

„Lebensmitte“ fühlt sich für jeden anders an!

Für die Vollzeit Berufstätigen anders als für die Teilzeitbeschäftigten Mütter oder die Vollzeithausfrau. Viele Menschen ziehen in dieser Lebensphase Bilanz: „Was war gut, was weniger, was hat bisher gepasst, passt aber heute nicht mehr?“.

Welche Fragen relevant sind, hängt von der eigenen Biografie ab, zum Beispiel wann man ins Berufsleben gestartet ist, wann man geheiratet oder eine Familie gegründet hat oder wie alt und fit die Eltern sind. All das hat Einfluss darauf, ob und wann wir unser bisheriges Leben vielleicht etwas genauer unter die Lupe nehmen, aber auch, welche Fragen sich für die zweite Lebenshälfte stellen. Für den einen ist es schnell erledigt: „Passt schon!“, für viele andere halt nicht.

Es passiert vieles in dieser Lebensphase.

Die Kinder sind aus dem Haus und dem Gröbsten raus – Zeit für eine Neuorientierung der Ehefrau und Mutter?! Die ersten Erfolge im Beruf sind gesichert, ein bestimmter Status erreicht – Zeit für die Planung der weiteren Karriere?! Erste gesundheitliche Einschränkungen tauchen auf, manches geht nicht mehr so von der Hand wie gewohnt – Zeit sich in neuen Rahmenbedingungen zurecht zu finden?! Die Firma steht vor gravierenden Veränderungen, der Arbeitsplatz ist gefährdet – Zeit, sich einen Kopf über die eigene Existenz zu machen?! Der Blick geht öfters zurück zum gelebten Leben und nach vorne zum noch ungelebten Teil der Biografie – Zeit sich die Karten zu legen: „Wenn nicht
jetzt, wann dann?“?!

Doch was geschieht in unseren Köpfen!?

Aus der Auseinandersetzung mit der Lebensmitte wird unbemerkt eine Auseinandersetzung mit dem Lebensende. „Lebensmitte – Alter – Lebensende“.
Da hilft nur eines: ein radikaler Blickwechsel.

Lebensmitte heißt Mitte und nicht Ende!

Ein Blick auf die rechnerische Lebensmitte bestätigt dies eindrücklich.
Dr. Eckart von Hirschhausen und Prof. Dr. Tobias Esch sprechen hierüber in ihrem Buch “Die bessere Hälfte. Worauf wir uns mitten im Leben freuen können“ und formulieren unter anderem folgende These:

„Die Phase zwischen 60 und 85 ist länger als die Kindheit und Pubertät, länger als die Ausbildungszeit, länger, als die meisten Menschen am Stück in einem Job verbleiben – warum ist diese lange Lebensphase für viele ein „schwarzes Loch“?

Die zweite Hälfte ist kein Loch und auch nicht schwarz. Im Gegenteil: diese Zeit kann extrem erfüllend sein, heiter und bunt!“ (Rowohlt, 09/2018, S. 17)

Ob Krise oder Herausforderung, ob angstbesetzte Endzeitstimmung oder befreiende Suche nach neuen Horizonten – das haben wir selbst in der Hand. Der Umgang mit der gefühlten Lebensmitte hat viel mit unserer Einstellung oder Haltung zum Leben als Ganzes zu tun.

Ich plädiere dafür, aus dem Blick auf die zweite Hälfte eine spannende Herausforderung zu machen und sich noch einmal lustvoll die Karten zu legen.

Es ist die beste Zeit, sich Zeit zu nehmen und den Blick nach vorne zu richten. Um Antworten auf Fragen zu finden, wie zum Beispiel:

  • Welche Richtung möchte ich meinem Berufs- und/oder Alltagsleben zukünftig geben?
  • Was an Neuem und Aufregendem möchte ich noch anpacken?
  • Welche ungelebten Träume warten noch auf ihre Verwirklichung?
  • Welche in mir schlummernden Potenziale gilt es noch umzusetzen?
  • Was beinhaltet das Bild einer aktiven und sinnstiftenden zweiten Lebenshälfte?

Alleine oder mit Unterstützung eines Coachs beleuchten Sie ihre Lebens- und Arbeitssituation, sortieren ihre Gedanken und Gefühle, machen sich einen Reim aus allem, entdecken Interessen und Ziele (neu), trennen Illusionäres von Machbarem, entwerfen eine Landkarte für die zweite Lebenshälfte und klären, in welchen Etappen Sie sich auf den Weg in Ihre Zukunft begeben.